Eigentlich hätte die Dokumentation unserer letzten Aktion ein zukunftsweisendes Zeichen für ein friedliches Nürnberg setzen sollen. Da aber Haß und Aggression die Folge waren, bevor ich überhaupt die ersten Zeilen schreiben konnte, rückt die Kernaussage als Wunschdenken in weite Ferne!
Wir haben viele Wochen Zeit, Arbeit und Liebe in eine Kunstinstallation gesteckt, die normalerweise schon auf den ersten Blick jedem bunt und freundlich erscheint und dazu auffordert, sich mit dem Inhalt des Konzeptes zu befassen.
Es regt zum Nachdenken an und beinhaltet unserer Meinung nach in keinster Weise Aussagen, von denen sich Menschen diskriminiert, bzw. zu Gewalt aufgefordert fühlen könnten. Das Material Wolle steht an sich für Weichheit und Wärme.
Aber jeder soll die Gelegenheit haben, sich seine eigene Meinung zu bilden. Deshalb lasse ich jetzt erst einmal die Bilder und das Statement für sich selber sprechen:
Nürnberg
ist
bunt
Am
28. Juli 2014 jährt sich zum 100. mal der Beginn eines dunklen
Kapitels europäischer Geschichte. Der
1. Weltkrieg
begann.
Diesen
Jahrestag hat die Nürnberger Häkelmafia zum Anlass genommen, um
sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Wir
haben recherchiert, fotografiert, gelesen, diskutiert und uns auf
Spurensuche in Nürnberg gemacht.
Dabei
entstand die Idee zu unserem neuen Häkelprojekt
„Nürnberg
ist
bunt“
1914
– 1918 ein von
Schwarz-Weiß-Denken
geprägter dunkler Zeitabschnitt, zeigte seine Auswirkungen auf
unsere Gesellschaft: Leid, Zerstörung, übersteigerter
Patriotismus und zunehmender Rassismus.
Natürlich
könnte man jetzt fragen: „Das ist lange her, warum muss dieses
Thema immer wieder aufgegriffen werden?“
Doch
was passiert, wenn wir Denkfehler, die damals begangen wurden,
vergessen und das Wissen nicht an die nächsten Generationen
weitergeben?
Darum
dürfen wir dies alles nicht vergessen!
Aber
wir leben im Jetzt und blicken in die Zukunft.
Nürnberg
ist eine multikulturelle Stadt. Im
tagtäglichen Leben begegnen sich Menschen unterschiedlichster
Kulturen und Religionen.
Zum
Beispiel erlebbar in den fröhlichen Stadtteilfesten, die sämtliche
Nationalitäten auffordern, Mauern im Denken
abzubauen.
Im
tagtäglichen Miteinander ergeben sich, durch die in den Kulturen
unterschiedlichen Bräuche und Gepflogenheiten, auch Reibungspunkte.
Wir
sind alle aufgefordert, uns dies ins Bewusstsein zu rufen und in ein
positives, offenes und tolerantes „Aufeinander
Zugehen“ umzusetzen.
Lasst
uns alle daran arbeiten, dass unsere Zukunft bunt bleibt und noch
bunter wird.
Auf
der Grundlage von gegenseitigem Respekt, Wertschätzung und
Höflichkeit im Miteinander !
Nürnberger
Häkelmafia
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3DIYj5NCpWg9wP-OoYiZ3Xh39luS4HvRCQIA8Mz2lJ2VoFmn_WFXU1S_X_xinxRScLZ_Q0Wzm_rpiEFVnzNt6xtTWdH5qsUvfgwrxwtfglZ78GVhGBHmDTH56nBgFhQQwHhDUGjzDTKoY/s1600/10561722_589933064454379_613112720757562306_n.jpg)
Wir waren zwei Tage vor Ort um die Kunstinstallation anzubringen. Während dieser Zeit haben wir von den Menschen die uns begegnet sind, fast nur positives Feedback bekommen. Das es natürlich auch einen Anteil in unserer Gesellschaft gibt, der sich mit Wollkunst im öffentlichen Raum nicht identifizieren kann, ist uns bewusst. Jedoch ist Kunst generell ein Thema, das zu Diskussionen Anlass gibt und auch geben soll. Die Schönheit oder Hässlichkeit von Kunst liegt ja immer im Auge des Betrachters. Sich das Recht zu nehmen, Kunst zu zerstören, weil sie nicht gefällt, widerspricht den Regeln einer Demokratischen Gesellschaft, in der Meinungsfreiheit ein verankerter Grundsatz ist. Künstler äußern ihre Meinung für gewöhnlich in greifbaren Kunstobjekten.
Wir sind seit eineinhalb Jahren mit unseren Kunstwerken in Nürnberg unterwegs und machen immer wieder die Erfahrung, dass 99% Prozent der Menschen freudig und positiv auf unsere Kunst reagieren und es auch immer wieder zum Anlass nehmen, spontan vor Ort unsere Themen aufzugreifen und mit anderen zufällig vorbeikommenden Passanten zu diskutieren. Es entsteht somit eine wohlwollende Kommunikation im Alltag, die Menschen miteinander ins Gespräch bringt, die ansonsten achtlos aneinander vorbeigehen würden.
Wir und die Menschen die uns begegnen, empfinden dies als Belebung des öffentlichen Raums.
Leider zeigt uns die Erfahrung, dass eine Minderheit mit gewaltigem Aggressionspotential Macht über uns alle hat, indem sie ungebremst vandaliert und ihrem Hass und ihrer Gewalt freien Lauf lässt.Dies geschieht meistens nicht nach einer Frist von mehreren Wochen, sondern häufig schon Stunden später und auch immer wieder nicht nur in der Nacht:
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgT8H2-yDcBfpLTxBBdNmSURO4IgaN_t5kH_fVtNLPmMKFprx75J_WYfIXfYnPdn6ZPp4H8mtNVNQ9MZw-IhZzPSIiFNNUeAjyQcyqPCPhYkCohI4pudq9JJ3nRTNEj88L1yYgUg6vC7_Z8/s1600/1501494_493126830801670_926221273_o.jpg) |
Eine Woche |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjP1JZ5tV_uMY2JVMaTCvmA9_o_tz8m5iZ5gEoOGDvplBJhaxc8s5kRhrIZL_SxSHYID4zxXJBMPDHuUHFtuXVqwbTV0xlSwK8q2h0Gmud3RrJz1hW1FcO8WGii06ezUnwVHAQRt6v2MV2j/s280/Miss+Piggy+Kermit.jpg) |
Sie hatten eine Halbwertszeit von vier Tagen, danach fanden wir die Überreste verteilt in der Umgebung |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLRESLztsrTSkUNZFqq10tYXAU293tb3ouktYz7ZgKCQlc1WVqQB1E0MbITAo_JViMyIk2KoR0mhss4M9WO9CkBJ5rvREc1w_c5FNmpUOCbKHmDEW-Auv4mxLrxmW6gFp2B494vmCG_pbU/s280/Die+Simpsons+50.jpg) |
Marge Simpson wurde am hellichten Tag vor dem Friseurgeschäft gestohlen |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2lKXd7CAMla8YabFyG3ybURHty-SBnvwLDqVCDKHU7_aHGbUveZ2s6z6r73-QPu9bIXQp4jLMAZcC2yv-Oj75uNVN_SpVWCXvGMlQT6SP4CFc06mjy_SnItjLdGxNCJnTtD7TGzar-sRv/s1600/N%C3%BCrnberg2+008.jpg) |
John fiel nach einer Woche einem Brandanschlag zum Opfer |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg54pbku8TC66L0eYej9MER7QAhAe0hmQWAJ5kUBU9fyvBkJM4ZpDNNttLHnhLoGZ035mIipJvu4MR5Ia7rU-3w2YzwNWbAbnfrQnb9zM9QMe3CaNcvElRUcm94mJRjelNnAL-XiRCiDPhg/s280/882350_539289936185359_5857005777060878639_o.jpg) |
Dieses Banner, wurde samt der zwei dazu angebrachten Plexiglasscheiben,mit brachialer Gewalt vom Geländer gerissen und in die Pegnitz geworfen |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9i1JfY7jgZihZrtFcmjmj_PIHsyoTI60vtfpz0XCuwQcG7C5Utq2c6b3K9PeiNpz7PJVscuNXkIx1P_OQKWu_B_wMmTeNfKVURHEdwTrWpmLuj97Kg4_8dSQGD28M7kNUEx0a7A-Ope0m/s280/DSC_0033_2.JPG) |
Dieser Brückenschlag mit Mannheim fand nach drei Tagen ein jähes Ende |
Wir könnten jetzt noch unzählige Beispiele nennen, da dies das Schicksal fast aller unserer Kunstwerke ist.
Angebracht wäre aber eine grundlegende Gesellschaftsanalyse, warum Vandalismus, Vermüllung und Gewalt im öffentlichen Raum so überhand nimmt, obwohl die meisten Menschen es verpönen.
Sehen wir bei Verstößen gegen die Moral des sozialen Miteinanders einfach weg? Ist es Gleichgültigkeit oder Angst vor der Reaktion des Aggressors?
Wir sind alle aufgefordert Zivilcourage zu zeigen und dem Nächsten zu Hilfe zu eilen, der sich Gewalt entgegenstellt. Hinschauen und handeln statt wegsehen.
Wir können alle zu einer lebenswerten Gesellschaft beitragen.......................................